Windows ist Windows und Apple ist Apple.

Aber Linux ist nicht Linux.

Es gibt jede Menge Linuxe. Sie nennen sich "Distributionen". Es gibt davon wirklich viele und man kann schon wuschig im Kopf werden, wenn man sich zurechtfinden will.

Auf der DistroWatch Seite Page Hit Ranking werden heute (Februar 2024) 275 Distributionen gelistet.

Bei DistroWatch findet man auch die Seite Major Distributions. Die Seite verfolgt eine ganz ähnliche Zielsetzung wie diese hier: Übersicht schaffen, vereinfachen, Licht ins Dunkel bringen.

Zwei Fragen sind es, denen man bei der Auswahl eines Linux Systems nachgehen muss, um sich den Durchblick zu verschaffen:

Distributionen

Eine Distribution ist eine Zusammenstellung von Softwarepaketen, die insgesamt ein lauffähiges Betriebssystem ergeben.

Eine Gnu/Linux Distribution enthält auf jeden Fall den eigentlichen Linux Kernel und dazu eine Menge an Programmen und Bibliotheken, die das System erst benutzbar machen. Diese Programme und Bibliotheken kommen zu einem großen Teil aus dem GNU Projekt.

Ob und welche weitere Software in der Distribution enthalten ist, hängt von der Stoßrichtung bzw. Zielsetzung der Distribution ab: Soll ein Server betrieben werden, soll eine Workstation im Büro oder ein PC zu Hause damit ausgestattet werden, etc.

Bei Distributionen für PCs ist natürlich auch eine Desktopumgebung - oder mehrere - enthalten. Aber dazu gibt es ein eigenes Kapitel.

Bekannte Namen von Distributionen sind: Ubuntu, Debian, openSUSE, Manjaro, Fedora, Arch Linux, Linux Mint und viele mehr.

Steckbriefe

Debian

Paketmanagement:
Debian hat ein eigenes Paketmanagementsystem (dpkg) und eigene Repositories. Als Paketmanager dienen mehrere Programme, u.a. die apt, apt-get, apt-cache aus der Programmsammlung APT (Advanced Packaging Tool) und Synaptic als grafisches Alles-Könner-Front-End. Pakete in der Debian Welt haben die Endung .deb. Debian ist auch der Urheber diverser Prozesse und Programme rund um die Installation und Konfiguration von Linux Systemen. Abgeguckt von Debian haben Ubuntu und Linux Mint.
Desktop-Umgebungen:
In einer Debian Desktop Distribution sind diverse Desktop-Umgebungen enthalten und können schon während der Installation ausgewählt werden. Es ist aber auch später noch möglich weitere Umgebungen zusätzlich zu installieren.
Es ist auch möglich, während der Installation komplett auf eine grafische Umgebung zu verzichten. Wählt man stattdessen einen oder mehrere der angebotenen Server aus, so hat man am Ende ein reines Serversystem, ohne überflüssigen Schnickschnack.
Releases:
Debian ist eher konservativ, wenn es darum geht, neue Software oder neue Softwareversionen in seine Repositories aufzunehmen. Es gibt aber sog. backport Repositories, die neue Software in einem älteren Release verfügbar machen.

Link: Debian - Home

openSUSE

Paketmanagement:
Die openSUSE Repositories verwenden RedHat als Paketmanagementsystem, d.h. die Pakete haben die Endung .rpm. Als Frontend kommt das Werkzeug zypper auf der Kommandozeile und YaST als grafisches Tool zum Einsatz.
Desktop-Umgebungen:
Ursprüngliche war SUSE dick mit der Desktop-Umgebung KDE verbunden und wurde entsprechend mit KDE geliefert. Heute kann man bei der Installation verschiedene Desktop-Umgebungen auswählen. Für eine nachträgliche Installation liegen im SUSE Repository für weitere Desktops vorgefertigte Pakete bereit. Das Gleiche gilt für Serverkomponenten. Sie können teilweise während der ersten Installation eingebunden und/oder nachträglich installiert werden. Genauso, wie bei Debian, kann auch ganz auf Desktops verzichtet werden.
Releases:
In der der Produktlinie Leap ist SUSE eher konservativ, Stabilität hat einen hohen Stellenwert. Daneben gibt es Tumbleweed, ein rolling release, das immer das Neueste vom Neuen enthält.

Ein Markenzeichen aller SUSE Produkte ist das Administrationswerkzeug YaST, (Yet another System Tool). YaST gibt es schon immer, ok, seit 1995 in der proprietären und seit 2004 in der quelloffenen Version. YaST ist an keine Desktop-Umgebung gebunden und ist ein Werkzeug, mit dem man nahezu alle administrativen Aufgaben erledigen kann.
Das besondere an YaST ist, dass es auch ohne GUI läuft, so dass damit auch die Verwaltung einer reinen Serverinstallation möglich ist.

Link: openSUSE - Home

Fedora

Paketmanagement:
Die Repositories basieren auf dem RetHat Package Manager (RPM) und haben die Endung .rpm. Das heute verwendete Frontend dazu heißt dnf, bis vor kurzem war es yum. Das entsprechende grafische Tool heißt dnfdragora und muss per dnf installiert werden.
Desktop-Umgebungen:
Fedora kommt automatisch mit der Oberfläche GNOME, aber andere Desktops (KDE, Cinnamon, LxQt ...) können sehr einfach und sicher nachinstalliert werden.
Releases:
Fedora steht in dem Ruf, immer die neusten (stabilen) Versionen von allem zu beinhalten und bietet daher fast täglich neue Aktualisierungen an.
Es gibt eine eigene Server-Distribution, die ohne Desktop daherkommt und einen "online Installer", bei dem man alles punktuell an- oder abwählen kann.

Sowohl die Desktop- als auch die Servervariante haben SELinux (SEcure Linux) angeschaltet, was manchmal dazu führen kann, das Sachen nicht (so einfach) gehen oder merkwürdige Fehlermeldungen erscheinen.

Links

Ubuntu

Paketmanagement:
Ubuntu verwendet für Paketmanagement die Technologie von Debian und setzt dafür dieselben Programme ein.
Ubuntu hat aber eigene Repositories, die so umfangreich und gut gewartet sind, dass sie auch von anderen Distributionen verwendet werden.
Desktop-Umgebung:
Bei Ubuntu gibt es für jede Oberfläche eine eigene Distribution mit einem eigenen Namen; man muss sich also vor der Installation (an sich schon vor dem Download) entscheiden, wie das Ganze hinterher aussehen soll. Die Standard-Distribution - Ubuntu - kommt mit dem GNOME Desktop. Unter der Haube verwenden alle Tochter-Distributionen dieselben Repositories. Nachträglich lassen sich bei allen auch andere Desktop-Umgebungen installieren.
Releases:
Ubuntu hat eine Release-Politik, die irgendwo zwischen Debian und Fedora angesiedelt ist, bietet also nicht immer die allerneueste Software, ist aber auch nicht allzu konservativ. Releases kommen jedes halbe Jahr heraus, im April und im Oktober. Das April-Release in ganzzahligen Jahren ist ein LTS - Long Term Support Release -, das darauf zielt, ein System über mehrere Jahre möglichst unverändert laufen zu lassen.

Für Ubuntu gibt es (mein Eindruck) eine besonders umfangreiche externe Unterstützung, wenn es um ausgefallene Hardware geht.

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Linux Mint

Paketmanagement
Linux Mint benutzt die Debian Technologie für Paketmanagement und im Standard die Repositories von Ubuntu. Jede normale Mint Distribution basiert auf den Repositories des aktuellen LTS Release von Ubuntu, wird allerdings mit Paketen aus eigenen Repositories angereichert. Neben der normalen gibt es noch eine alternative Distribution (LMDE), die auf den Debian Repositories aufsetzt, aber nicht so verbreitet ist.
Desktop-Umgebung
Die eigentliche Benutzeroberfläche von Mint ist Cinnamon, eine vom Mint Team initiierte Weiterentwicklung von GNOME-2. Cinnamon hat sicherlich dazu beigetragen, dass viele Leute Mint gerne einsetzen.
Es gibt Linux Mint auch in Versionen mit MATE und XFCE als Desktop, die aber nicht so weit verbreitet zu sein scheinen.
Bei Mint gibt es keine dezidierte Servervariante, es ist ein reines Desktop System. Will man Serverkomponenten einsetzen, kann man sie zu dem Desktop-System hinzu installieren. Den Desktop hat man aber trotzdem.
Releases
Die Mint Releases sind an die Ubuntu Releases gekoppelt, wobei die Basis das jeweilige LTS Release von Ubuntu ist. Dazwischen bringt Mint grob jedes halbe Jahr eigene Releases heraus, die technisch nicht an Ubuntu gekoppelt sind, aber dem gleichen Rhythmus folgen.

In den 2010ner Jahren hat Mint eine sehr hohe Beliebtheit erlangt und sogar Ubuntu den Rang abgelaufen. Der Grund dafür mag sein, dass Mint sehr konsequent auf Benutzerfreundlichkeit setzt und als Zielgruppe die ganz normalen, durchschnittlichen Anwender im Auge hat. Die, die den PC für ganz normale Sachen benutzen wollen. Es gibt bei Mint einiges nicht, was bei anderen Distributionen dabei ist, dafür hat Mint ein paar Sachen, die andere nicht haben. Einfache Tools, die einfache Aufgaben einfach machen.

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Arch Linux

Paketmanagement
Arch Linux hat ein komplett eigenes Paketmanagement und eigene Repositories. Das Paketmanagement heißt pacman. So heißt auch das Werkzeug, das man für die Verwaltung von Paketen benutzt.
Desktop-Umgebung
Im Original gibt es keine. Arch Linux wird komplett über die Kommandozeile aufgebaut. Und das Schritt für Schritt. In den Repositories sind aber alle gängigen Desktop-Umgebungen vorhanden und können installiert werden, wenn man das System soweit hat, das es eine grafische Oberfläche tragen kann.
Releases
Arch Linux und abgeleitete Distributionen folgen dem Prinzip des rolling release. D.h. es gibt nur ein Release - oder eben keins - bei dem frische Software eingelagert wird, wenn sie fertig ist und von Anwendern installiert werden kann, wenn sie es wünschen.

Die eigentliche Arch Linux Stammdistribution ist nichts für Anfänger. Dort wird ein GNU/Linux System von Grund auf per Hand aufgebaut. Das ist sehr lehrreich, aber für Leute, die (noch) keine Ahnung haben, u.U. auch sehr frustrierend. Arch Linux will nach eigener Aussage nicht anwenderfreundlich sein, sondern anwenderzentristisch. Der Anwender steht im Mittelpunkt, das System tut alles, was der Anwender will, und nichts, was er nicht will. Ein klasse Konzept, vorausgesetzt der Anwender weiß, was er will und hat das KnoHow, das auch umzusetzen.

Es gibt unter dem Dach Arch Linux mittlerweile einige Distributionen (BSP Manjaro oder EndeavourOS), die zwar das Arch Paketmanagement benutzen, und damit auch einen Großteil der Philosophie übernehmen, aber von vorne herein ein vollständiges Desktop System beinhalten.

Links

Was fehlt

Es fehlen alle anderen ~250 Distributionen, die auf DistroWatch gelistet sind, die ich mir aber nicht angesehen habe.

Es fehlen auch diverse GNU/Linux Distributionen, die ich mir zwar angesehen aber nicht erwähnt habe, weil sie für den gedachten Hintergrund - erst mal kennen lernen und Einsatz im privaten Bereich - entweder Overkill (bsp. CentOS) oder zu sperrig zu installieren sind (bsp. Slackware).

Es fehlen die ganzen BSD Distributionen, u.A. FreeBSD, OpenBSD, NetBSD.

Desktop Umgebungen

Desktop-Umgebungen lassen sich schlecht beschreiben. Dafür gibt es einfach zu viele Aspekte, die berücksichtigt werden müssten.

Auch Bilder helfen nicht wirklich weiter. Eine der Eigenschaften der heute existierenden Desktops ist es, dass man ihr Aussehen fast beliebig verändern kann.

Trotzdem, bei aller Konfigurierbarkeit, ist das look & feel ein Merkmal, dass die Desktops unterscheidet. Sie sehen tatsächlich unterschiedlich aus und es fühlt sich unterschiedlich an, damit zu arbeiten.

Ein zweites Merkmal, in dem sich die Desktops unterscheiden, ist zusätzliche Software, die unabhängig von der Distribution zum Repertoire einer Desktop-Umgebung gehört: Dateimanager, Bildbetrachter, Editoren, etc. Bei manchen Desktops bildet diese Softwaresammlung ein regelrechtes eigenes "Ecosystem".

Alle Desktop-Umgebungen basieren auf einem der beiden grafischen Toolkits GTK oder Qt.

Steckbriefe

KDE Plasma

KDE will als Schreibtisch präsent sein. Auch im Ruhezustand gibt es Taskleiste und Menü und direkt nach der Installation schon diverse Icons auf dem Schreibtisch.

Bei KDE kommt die Grafikbibliothek Qt zum Einsatz - die Entwicklung von KDE ist an sich untrennbar mit der Entwicklung von Qt verbunden. (Für Interessierte gibt es bei Linux Community einen wirklich guten Artikel mit Namen Ein langer Weg.)

KDE ist mit Sicherheit die mächtigste Desktop-Umgebung, eine, die man bis zum Abwinken konfigurieren kann.

Setzt man KDE ein, so befindet man sich in einer eigenen Welt, in einem eigenen "Ökosystem". KDE hat, und hatte schon immer, den Anspruch, für jede Tätigkeit des Benutzers ein eigenes Werkzeug zu liefern. Ob es um Grafik geht oder um Programmierung, um persönliches Informationsmanagement, Administration des Rechners oder um einfache Standardwerkzeuge, alles gibt es von KDE.

KDE Anwendungen können auch unter anderen Desktop-Umgebungen verwendet werden. Und - dank der Portierbarkeit von Qt - laufen viele auch auf Windows und Mac. Die Seite "KDE Anwendungen" ist eine Anlaufstelle für Leute, die sich KDE Programme (auch) für Windows oder Mac besorgen wollen.

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GNOME

GNOME ist eine Oberfläche, die sich schon immer etwas vom existierenden Mainstream abgesetzt hat. In der heute - 2023 - existierenden Form setzt sie sehr deutlich auf das Prinzip, möglichst nicht sichtbar zu sein. Tut man nichts, hat man einen leeren Schreibtisch.

Erst wenn man aktiv wird und Aktivitäten ausführt, ist etwas da, was man sehen kann.

GNOME bietet weit mehr als nur eine speziell gestaltete Oberfläche. Über die GNOME Online Accounts lassen sich Cloud Dienste wie Google Drive oder Nextcloud einbinden. Das Mail Programm Evolution ist in der Stoßrichtung vergleichbar mit Microsoft Outlook (nur nicht so zickig).

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Xfce

Alle Distributionen haben immer und auf jeden Fall Xfce im Lieferumfang. Bei vielen ist es der Standard-Desktop. Im Gegensatz zu GNOME und KDE will Xfce einfach nur eine graphische Benutzeroberfläche bieten, ohne dass damit eine umfangreiche Sammlung andere Software verbunden ist.

Wer sich nicht entscheiden kann, nimmt Xfce. Man hat alles, was eine Desktop Umgebung braucht, aber keine weiteren Tools, die man u.U. nicht braucht. Die Benutzerführung ist vertraut und die Dinge befinden sich da, wo man sie erwartet.

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Cinnamon

Cinnamon ist eng verbunden mit Linux Mint und zielt, so wie die Distribution selbst, auf den normalen, sterblichen Endanwender mit mittlere Intelligenz und mittlerem Geduldsfaden.

Cinnamon kommt mit Taskleiste und Programm-Menü, bietet diverse Apps, um den Bildschirm aufzupeppen und ist rund herum sehr handlich.

Ich habe früher KDE verwendet, weil man das so schön konfigurieren kann. Mittlerweile verwende ich überwiegend Cinnamon, weil das von Hause aus so aussieht, wie das KDE, nachdem ich es mir zurecht gebogen hatte. Dass das offensichtlich nicht nur mir so geht, zeigt die Erfolgsstory von Mint / Cinnamon.

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MATE

Auch die Entwicklung von MATE ist aus dem Umbruch von GNOME-2 zu GNOME-3 heraus entstanden. Anders als Cinnamon, das zwar an GNOME angelehnt, aber mehr oder weniger eine Neuentwicklung ist, sollte MATE das alte Look & Feel von GNOME-2 erhalten.

Das sieht man auch. Allerdings ist MATE mittlerweile um so viele Dinge erweitert worden, dass nur das erste Erscheinungsbild an das alte GNOME erinnert.

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LXQt / LXDE

Beides sind leichtgewichtige Desktop-Umgebungen, die wenig Ressourcen des Rechners verbrauchen und mit Blick auf Geschwindigkeit entwickelt wurden. Damit sind sie mit Xfce vergleichbar.

LXQt soll offiziell der Nachfolger von LXDE sein und mit modernerer Technologie die selben Ziele verfolgen.

Es ist ein wenig unklar, ob LXDE noch weiter entwickelt wird. Der Quellcode vom LXDE ist nicht mehr stark in Bewegung, der von LXQt dagegen sehr. Auf der anderen Seite scheint LXDE nicht verschwinden zu wollen, ganz nach dem Motto "Tot gesagte leben länger".

Links

Entscheidungsfindung

Es gibt nicht "Die Beste Distribution" und schon gar nicht "Den Besten Desktop". Wer auf einer Webseite landet, wo so etwas steht, sollte schnell weiter surfen.

Fest steht, dass man mit GNU/Linux sehr viele Möglichkeiten hat, sich seinen Computer einzurichten. Fest steht leider auch:

Es gibt keinen "Königsweg" und auch keine "eierlegende Wollmilchsau".

Jeans mit Jackett und das kleine Schwarze

Es gibt einen Tipp für Leute, die mit der Entscheidungsfindung nicht viel Aufwand betreiben wollen. Sei es, weil ihnen das Ganze eher egal ist, sei es, dass sie einfach noch nicht genug Informationen haben.

Linux Mint in der Standarddistribution mit Ubuntu Repository und Cinnamon Desktop.

Das soll nicht heißen, dass Linux Mint "die beste" Distribution oder Cinnamon "der beste" Desktop ist - so etwas gibt es, wie gesagt, nicht. Aber es ist "die beste" Entscheidung, wenn man sich nicht entscheiden kann. Die Installation ist im Vergleich mit allen anderen sehr einfach und auch danach braucht das System nur wenig Aufmerksam.

Entscheidung Distribution

Bei der Frage nach der Distribution geht es darum, was drin sein soll.

Dumm ist, dass sich die Distributionen in ihrer Grundausstattung kaum noch unterscheiden. Das gilt zwar nicht für die Serverversionen, aber für die, die für das Einsatzgebiet "Desktop" gebaut wurden.

Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zwischen den Distributionen sind die Releasezyklen und das Paketmanagement.

Beim Paketmanagement gibt es im Grunde drei Welten: Die rpm Welt, die deb Welt und die pacman Welt. Zwar können sie alle mehr oder weniger das Gleiche, aber sie sind untereinander nicht kompatibel.

Wenn die Paketmanager also vielleicht eher Geschmackssache sind, schlagen die Releasezyklen auf das tägliche Leben durch.

Es gibt sehr konservative Distributionen mit langen Releasezyklen. Dazu gehören Linux Mint, Debian, openSUSE Leap, CentOS und die LTS Versionen von Ubuntu.

Am anderen Ende sind Distributionen mit sog. "Rolling-Releases". Hier gibt es an sich gar keine Versionen mehr. Es wir bereitgestellt was Softwarehersteller fertigstellen. Und das so schnell wie möglich. Hier finden sich alle Arch Linux basierten Systeme und openSUSE Tumbleweed

Dazwischen liegen Fedora, Linux Mint Edge und Ubuntu mit den halbjährigen Releases. Man kann auch die Backports von Debian mit dazu Rechnen.

Bei der eher konservativen Distributionen sind die einzelnen Softwarepakete älter und damit ausgereifter. Auch das Zusammenspiel der Pakete ist stabiler.

Je kürzer die Release-Zyklen werden, desto neuer wird die Software, hat bessere und mehr Features. Aber es steigt auch das Risiko, dass man sich irgendeine Kinderkrankheit einfängt. Sei es, dass eine brandneuer Version einer Software noch Fehler hat, sei es, dass zwei Pakete (noch) nicht zusammenpassen: Plötzlich funktioniert irgendetwas nicht mehr richtig. Bei einem Rechner zum Ausprobieren ist das dann interessant bis ärgerlich. Bei einem Rechner im produktiven Einsatz kann es eine mittlere Katastrophe bedeuten.

Die Richtschnur ist mager:

⇒ Wer es sich nicht entscheiden kann, nimmt Linux Mint.

⇒ Wer viel basteln möchte, nimmt Arch Linux.

⇒ Wer exotische Hardware hat, nimmt Ubuntu.

⇒ Wer Desktops ausprobieren möchte, nimmt Debian.

Alles andere ist von den konkreten Umständen abhängig. Und Geschmackssache.

Mit einer Virtualisierungssoftware wie Virtual Box kann man Distributionen sehr einfach installieren, ausprobieren und wieder wegwerfen. Das ist besser, als alle Bilder und Dokus.

Entscheidung Desktop

Die Entscheidung für einen Desktop kann durchaus schwierig sein. Für diese Entscheidung gibt es nur wenige objektive Kriterien. Es ist viel mehr eine Entscheidung die auf "mag ich" - "mag ich nicht" hinaus läuft.

Zum Glück ist eine Entscheidung nicht für alle Ewigkeiten in Stein gemeißelt. Man kann sich nachträglich neu entscheiden und eine andere Desktop-Umgebung installieren.

Richtschnur:

⇒ Wer es absolut aufgeräumt haben möchte, nimmt GNOME.

⇒ Wer viele Konfigurationsmöglichkeiten haben möchte, nimmt KDE.

⇒ Wer was Neutrales, Einfaches haben möchte, nimmt Xfce.

⇒ Wer was Vertrautes haben möchte, nimmt Cinnamon.

⇒ Wer seinen Rechner schonen will (oder muss), nimmt LXQt.

Bei Debian kann man schon bei der Installation alle möglichen Desktops auswählen und später zwischen ihnen hin und her schalten. Bei anderen Distributionen bekommt man sie bei der Installation - wenn überhaupt - meist nur angeboten, wenn man online ist oder man muss sie nachträglich installieren.

Hintergrund und Technisches

Repositories, Pakete und andere Wörter

Diese beiden und noch ein paar andere Begriffe und wie sie zusammenhängen

Begriffe

Programm
Ein Programm ist ein Stück Software, dass man auf einem Computer laufen lassen kann - und das dann etwas tut. Im allgemeinen braucht ein Programm zusätzliche Software in Form von Bibliotheken, wobei das Programm das ist, was einen interessiert und die Bibliothek etwas ist, was das Programm braucht.
Paket
Ein Paket - ein Software-Paket - besteht aus einem Programm plus den dazu gehörenden Bibliotheken. Die Bibliotheken sind in einem Paket oft nicht physisch enthalten. Im Paket enthalten ist dagegen eine Liste mit Abhängigkeiten, aus der hervorgeht, welche anderen Pakete nötig sind, damit die Software im Paket funktioniert.
Repository
In einem Repository (dt. Lager) werden Pakete gelagert. Es ist eine Software-Lagerhalle für Software-Pakete. Repositories haben, wie Pakete, eine innere Organisation, die dazu dient, Pakete sauber einlagern und später wiederfinden zu können.
Repositories sind unterschiedlich organisiert. Die Organisation des Repositories hängt stark mit der Paketstruktur zusammen.
Paketmanager
Ein Paketmanager installiert Software. Darüber hinaus kann ein Paketmanager auch installierte Software aktualisieren oder löschen.
Der Paketmanager ist sozusagen die Schnittstelle zwischen dem Repository und einem individuellen Rechner. Paketmanager, Organisation des Repositories und Paketstruktur müssen aufeinander abgestimmt sein
Distribution
Eine Distribution schließlich ist eine Zusammenstellung von Softwarepaketen aus einem Repository, die als Ganzes ein lauffähiges Betriebssystem ergeben. Diese Zusammenstellung wird in eine ISO Datei gepackt, die dann wieder auf eine DVD gebrannt oder auf einen USB Stick kopiert werden kann, um von dort aus auf einem Rechner installiert zu werden. Verschiedene Distributionen unterscheiden sich durch das Repository aus dem sie erstellt wurden und durch die Menge und Art der in ihr enthaltenen, vorausgewählten Software.

Paketmanagement

Das Paketmanagement kennt zwei wesentliche Vorgänge:

  1. Einlagerung

    Ein einzelnes Stück Software wird, nachdem es fertig entwickelt wurde, in ein Paket gepackt und bekommt einen Beipackzettel, auf dem steht, welche anderen Pakete notwendig sind, damit die Software funktionieren kann. Solche Pakete werden in ein Repository eingelagert. Bei der Einlagerung wird sichergestellt, dass abhängige Pakete auch vorhanden sind. Dieser Weg wird auch manchmal upstream genannt. Mit diesem Vorgang haben wir als Anwender wenig zu tun.

  2. Entnahme

    Bei der Installation einer Software auf einem Zielsystem wird das Paket, in dem die zu installierende Software enthalten ist, im Repository gesucht und identifiziert. Wenn es gefunden wurde, wird der Beipackzettel gelesen und die dort aufgelisteten Abhängigkeiten aufgelöst: Die dort aufgelisteten Pakete werden gesucht und identifiziert. Ist alles zusammengesucht, wird geprüft, welche der Abhängigkeiten auf dem Zielsystem schon erfüllt sind und welche nicht. Am Schluss wird das Programmpaket und alle auf dem Zielsystem nicht erfüllten Abhängigkeiten heruntergeladen und installiert. Dieser Weg wird auch manchmal downstream genannt.

Desktops: Was alles mitspielt

Ein paar Begriffe aus der graphischen Welt

Wenn wir über "Desktop-Umgebung" - oder Desktop oder Desktop-Environment - reden, reden wir nicht über Window Manager, nicht über Grafikserver und auch nicht über Display Manager.

Grafikserver
heißen X-Org (oder X11 oder X-Windows-System) oder Wayland und werkeln ganz tief unten im System, wo Grafik auf Pixelebene dargestellt wird.
Ein Anwender hat damit nichts zu tun und bekommt davon auch nichts mit.
Display Manager
heißen GDM, LightDM, SDDM ..., um ein paar Moderne zu nennen. Sie sind für das Outfit eines Login Screens verantwortlich und liefern Vorlagen für bestimmte generelle Komponenten des Bildschirms, wie Hintergrund, Panels oder Menüs.
Falls man einen wählen muss, kann man sich dabei nicht groß vertun.
Anwender merken den Unterschied nur im Aufbau das Login Screens.
Window Manager
heißen Compiz, Marco, Muffin, Xfwm ... Es gibt davon wirklich so einige. Sie sind für den Aufbau von Fenstern verantwortlich, ihre Dekoration, Positionierung und generelles Verhalten.
Oft sind Desktop-Umgebungen eng mit einem Window Manager verbunden und man sollte ohne Not an den Standardeinstellungen nichts ändern.
Desktop-Umgebungen
schließlich sind das, was Anwender sehen und womit sie direkt umgehen. Sie werden von einem Display-Manager gestartet und benutzen einen Window-Manager, um Fenster darzustellen.
Darüber hinaus stellen sie die Arbeitsfläche auf dem Bildschirm - dem virtuellen Schreibtisch - dar, mit Leiste oben oder Leiste unten, bieten ein Menü für den Start von Anwendungen, evtl. ein Dock etc.
Außerdem - aber nicht zuletzt - liefern sie eine ganze Menge eigener Programme für die tägliche Arbeit am Computer: Brennprogramme, Bildbetrachter, Notizblock, Kalender, Einstellungen etc.
Das ganze in einem einheitlichen Look & Feel, das meist auch noch konfigurierbar ist.